Kartenlegen und mit Reiki helfen. Zwillinge mit übersinnlichen Kräfte
„Sie haben eine große Liebe an Ihrer Seite.“ Stimmt! „Sie machen sich um Ihre Tochter einige Sorgen.“ Stimmt!„Sie haben einen Glücksboten.“ Hoffentlich! Aus den Karten kann Cerstin Rathjen-Johannssen (45) das Lebenlesen und die Zukunft voraussagen. Dass auch ihre Zwillingsschwester Sabine Bähr diese Gabe in die Wiege gelegt wurde, ist ein Phänomen, für das eine alte Kartenlegerin nur eine Erklärung hatte: „Ihr musstet Zwei werden, weil eine allein mit dieser Energie nicht hätte umgehen können.“ Doch bis die Schwestern sich entschieden, ihre Übersinnlichkeit als Berufung zu sehen und damit ihren Lebensunterhalt zu verdienen, war es ein langer Weg. Schon in der Kindheit hat Cerstin Rathjen-Johannssen Visionen: „Ich wusste, wenn etwas passierte. Auch wenn jemand starb“. Aber sie redet nicht darüber, Spiritualität ist verpönt. Als Jungendliche legt sie zum ersten Mal anderen Menschen die Karten, liest ihnen aus der Hand. „Ich konnte es einfach, das ist wie ein altes Erbgut“, erzählte die gelernte Bürokauffrau. Im Alter von 28 Jahren dann ein schwerer Unfall. „Ich habe sechs Tage mit dem Leben gerungen, war dem Tod nahe, habe das Licht gesehen.“ Cerstin Rathjen-Johannssen beschließt danach, ihr Leben zu ändern, sich stärker dem Spirituellen zuzuwenden. Sie lässt sich von ihrem ersten Mann scheiden, lernt in Lübeck ihre große Liebe kennen, einen Dithmarscher.
In Odderade bauen sie ein Haus. Heimlich geht die Kartenlegerin, die in der Verwaltung eines Altenheimes arbeitet, weiter ihrer wirklichen Berufung nach. Groß ist das Gerede im Dorf, als der „Spökenkram“ bekannt wird. Doch immer mehr Menschen besuchen die Hellseherin. Wollen wissen, ob ihr Partner der Richtige ist, was aus den Kindern wird, ob die neu Geschäftsidee Erfolg verspricht. Niemals aber sagt Cerstin Rathjen-Johannssen ihren Klienten was sie tun sollen.
„Ich schaue mir beide Wege an. Welchen Weg sie gehen, müssen sie selbst entscheiden“, sagt die Kartenlegerin, die in der ganzen Welt Kunden hat. Ein Gespräch am Telefon genügt, um ihnen helfen zu können. Auch der Zwillingsschwester, die ihre Hellseherische Gabe erst viel später spürt, zeigt sie vor sieben Jahren einen neuen Lebensweg auf: „Du sollst Reiki machen, ich habe das geträumt.“
Seitdem überträgt Sabine Bähr ihre Kräfte auf die Energie ihrer Klienten, die mit schwerer Migräne, Rückenschmerzen, Allergien und anderen Beschwerden zu ihr kommen. Sie fördert die Selbstheilungskräfte, löst in Gesprächen seelische Blockaden. „Jedes organische Problem hat auch eine psychische Ursache“, sagt die Reiki-Meisterin, die wie ihre Schwester den Menschen in allen Lebensfragen helfen möchte. „Energie-Arbeit“ nennen die beiden es, wenn sie auf die innere Stimme hören, Visionen sehen oder die Botschaften und Energien von Mutter Maria weitergeben.Trotz ihrer Gabe führen die Zwillinge ein normales Leben. „Es ist gut, dass spirituelle Menschen einen ganz normalen Lebensplan haben, dass sie auf den Boden der Tatsachen bleiben“, meint Cerstin Rathjen-Johannssen, die festgestellt hat, dass die Gesellschaft dem Spirituellen viel offener gegenüber steht als noch vor zehn Jahren. „Heute ist das etwas ganz Normales.“